Die Stadt Xanten und der APX setzen gemeinsam ein Zeichen gegen Gewalt an Frauen: mit zwei orangefarbenen Sitzbänken und einer klaren Botschaft.

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Die Sitzbank zieht direkt die Blicke von Passanten auf sich. Allein schon wegen der Farbe. Die Bank ist orange. Sie hat aber auch eine ungewöhnliche Form. Die Rückenlehne ist ein gutes Stück länger als die Sitzfläche. Das ist Absicht. Denn ganz links auf der Rückenlehne steht: „Kein Platz für Gewalt gegen Frauen in Xanten“. Und deshalb ist darunter auch wirklich kein Platz. Die Sitzfläche endet vorher.

Die Bank steht vorm Xantener Rathaus. Gebaut wurde sie in der Inklusiven Holzwerkstatt im Archäologischen Park Xanten (APX). Damit setzt er zusammen mit der Stadt ein Zeichen gegen Gewalt an Frauen. Ein Thema, das es auch in Xanten gibt, wie die Gleichstellungsbeauftragte Sabine Reuß aus Gesprächen mit Beratungsstellen und Sozialverbänden weiß. Selbst im beschaulichen Xanten gebe es Gewalt an Frauen, berichtete sie am Donnerstag.

Darauf macht sie unermüdlich aufmerksam, damit dieses Thema von der Öffentlichkeit mehr wahrgenommen wird, damit mehr Menschen erfahren, dass auch in Deutschland viele Frauen und Mädchen nur deshalb Opfer von Straftaten und Gewalt werden, weil sie Frauen und Mädchen sind. Dass zum Beispiel allein im Jahr 2023 insgesamt 360 Mädchen und Frauen deshalb getötet wurden, dass es 2023 also beinahe jeden Tag einen sogenannten Femizid in Deutschland gab, wie das Bundeskriminalamt berichtete.

Auf Gewalt an Frauen machen die Vereinten Nationen (United Nations, UN) schon seit vielen Jahren aufmerksam: mit den sogenannten Orange Days. Aber diese Kampagne scheint nicht sehr bekannt zu sein. Selbst Sabine Reuß kannte sie nicht, bevor sie 2023 die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt wurde, wie sie berichtete. Umso mehr setzt sie sich seitdem dafür ein, das Thema mehr in die Öffentlichkeit zu bringen. In diesem Jahr zum Beispiel übergibt sie einen orangefarbenen Stuhl mit der Aufschrift „Kein Platz für Gewalt an Frauen“ in jedem Monat an eine andere Einrichtung in Xanten.

Der Stuhl stand schon an vielen Stationen, zuletzt in der Tourist-Information Xanten (TIX). Für den August übernimmt ihn der APX. „um so das Thema weiter in der Öffentlichkeit zu halten und dafür zu sensibilisieren“, wie der stellvertretende APX-Leiter Jochen Cleve am Donnerstag erklärte. Der Stuhl werde an „sehr öffentlichkeitswirksamen Stellen“ im APX aufgestellt, zum Beispiel im Amphitheater. „So möchten wir dazu beitragen, dass das wichtige Thema ‚Keine Gewalt gegen Frauen‘ bei einem Besuch von Deutschlands größtem archäologischen Freilichtmuseum wahrgenommen wird.“ Ein Thema, was auch dem Träger des APX, dem Landschaftsverband Rheinland (LVR), sehr wichtig sei, erklärte Jochen Cleve.

Aber nicht nur der Stuhl wird in den nächsten Wochen im APX stehen, sondern auch eine orangefarbene Bank wie vorm Rathaus. Stefan Haupt, Leiter der Inklusiven Holzwerkstatt im APX, hat sie zweimal in aufwendiger Handarbeit gebaut. Die Idee war in einem Gespräch von Sabine Reuß mit APX-Leiter Martin Müller entstanden. Die erste Bank soll vorm Rathaus bleiben, die zweite bis November im APX stehen, dann reihum jeweils für einige Zeit in den Ortsteilen aufgestellt werden.

Stefan Haupt hat sie so bequem wie möglich gebaut, damit sie auch gern benutzt wird. Nur ein Platz soll und wird immer frei bleiben: der ganz linke unter der Aufschrift. Bei der Übergabe war Sabine Reuß begeistert und dankte Stefan Haupt mehrmals für seine Arbeit. Sie weiß: „Mit der Bank verändern wir nicht die Welt. Aber wir bringen damit das Thema weiter in die Öffentlichkeit.“