Xantener Vorträge

bis

Veranstaltungsdetails
Datum bis
Veranstaltungsort
St. Viktor Dom

Kapitel 8
46509 Xanten

Kategorie Tourist Information Xanten
Hinweise Kapitelsaal - Dom Kapitel 8 - rückwärtiger Eingang
Veranstalter
Propsteigemeinde St. Viktor Xanten

Kapitel 9
46509 Xanten

Telefon 02801 7131-0 E-Mail stviktor-xanten@bistum-muenster.de Web https://www.sankt-viktor-xanten.de/

Vortrag im Rahmen der Reihe "Xantener Vorträge" von PD Dr. Jens Lieven - Ruhr-Universität Bochum - "Swes leben ich lobe des tot den will ich iemer klagen... Die Ermordung des Kölner Erzbischofs Engelbert von Berg im Jahr 1225 und ihre Folgen für Xanten.


2025 jährt sich die Ermordung des Kölner Erzbischofs Engelbert von Berg zum 800. Mal. Anfang November 1225 lauerte man ihm und seinem Gefolge in einem Holweg bei Gevelsberg auf, um ihn zu entführen. Der Erzbischof setze sich jedoch mit dem Schwert zur Wehr, um dem Hinterhalt zu entkommen und wurde im Kampf durch seinen Neffen, Friedrich von Isenberg, erschlagen. Die Ermordung sorgte im gesamten Reich und darüber hinaus für Aufsehen und Empörung. Denn mit Engelbert starb einer der mächtigsten Reichsfürsten seiner Zeit. Er war nicht nur Erzbischof von Köln und Graf von Berg, sondern darüber hinaus auch Kanzler für Italien und Reichsverweser des Stauferkaisers Friedrich II., der sich überwiegend südlich der Alpen in Apulien und Sizilien aufhielt. Derart prominent, veranlasste der Tod Engelberts selbst den Minnesänger Walter von der Vogelweide zu einer Stellungnahme bzw. Trauerrede (vgl. Zitat im Vortragstitel). 

Nach der Tat war Friedrich von Isenberg geflohen und untergetaucht. Letztlich wurde man seiner jedoch habhaft, so dass ihm der Prozess gemacht werden konnte. Nur ein Jahr später wurde er zum Tod verurteilt, vor dem Severinstor in Köln auf das Rad geflochten und auf grausame Weise öffentlich hingerichtet. Die Forschung ist sich heute sicher, dass mit Friedrich von Isenburg allenfalls ein „kleines Licht“ – ein Handlanger, wenn man so will, – gefasst wurde. Die Hintermänner und Drahtzieher der Verschwörung blieben dagegen unangetastet. An diesem Punkt setzt der Vortrag an: Er geht der – schon von den Zeitgenossen Engelberts gestellten – Frage nach, wer die Hintermänner bzw. Auftraggeber gewesen sein könnten und welche Motive der Verschwörung gegen den Erzbischof zugrunde lagen. Immerhin hatte sich dieser auf seinem Karriereweg an die Spitze des Reiches vor allem im Adel ebenso zahlreiche wie mächtige Feinde gemacht. Die Spur führt dabei an den unteren Niederrhein, so dass die Beziehungen des Erzbischofs zum Adel der Region näher betrachtet und auf potentielle Konflikte hin untersucht werden. In den Blick geraten damit zugleich geistliche Gemeinschaften wie etwa die Stiftskirchen von Rees und Xanten mit den gleichnamigen Siedlungen in ihrem unmittelbaren Umfeld. 

Auf diese Weise wird der Bogen des Vortrags zurück nach Xanten geschlagen. Ist es nur Zufall, dass nicht einmal zwei Jahre nach der Hinrichtung Friedrichs von Isenberg Engelberts Nachfolger auf dem Kölner Erzstuhl, Heinrich von Müllenark, eben jenen beiden Siedlungen, Rees und Xanten, zwei annähernd gleichlautende Stadtrechtsprivilegien verlieh? Was hat es damit auf sich, dass in beiden Privilegien insbesondere das Befestigungsrecht im Vordergrund stand? Der Verdacht liegt nahe, dass sich hinter den entsprechenden Formulierungen der beiden Urkunden mehr als nur Worthülsen verbergen. Aus diesem Grund wird im Vortrag nicht zuletzt auch das Xantener Stadtrechtsprivileg von 1228 vorgestellt und in seine historischen Kontexte eingeordnet – historische Kontexte, die teils erstaunliche Zusammenhänge zur „großen“ Politik der Zeit erkennen lassen, weit über Xanten und die Region des Niederrheins hinaus. 

Zum Referenten: Jens Lieven, 1993 Abitur in Xanten, studierte an den Universitäten Duisburg, Essen und Freiburg im Breisgau die Fächer Geschichte und Germanistik sowie an der Fachhochschule Potsdam Archivwissenschaften. Der promovierte Mittelalter-Historiker ist Privatdozent und Akademischer Oberrat; er forscht und lehrt seit 2007 an der Ruhr-Universität Bochum.